Die Rückkehr der Spanier

Donzhausen: Ein Santana PS-10 vor dem Restaurant «Leuen»

Er ist in der Schweiz noch selten, wird aber seine Kundschaft finden. Die Rede ist vom neuesten Modell der spanischen Autobauer Santana: dem «PS 10», genannt «Anibal». Viele Teile des PS 10 stammen von Land Rover.

spanier01.jpg: Gründonnerstag, 8. April 2004, 15.45 Uhr. Auf dem erneuten Weg ins Büro steuert der Schreibende seinen grünen 90er von Happerswil über Andwil TG und Donzhausen nach Sulgen. Die Dorfdurchfahrt des Fleckens Donzhausen nimmt er wie gewohnt im dritten Gang, bei höchstens 35 kmh. Die Häuser stehen eng, die Strasse ist teilweise unübersichtlich. Die Vorsichtsmassnahme zahlt sich wieder einmal aus. Ein Kleinkind von höchstens zwei Jahren springt von einer Garageneinfahrt neben den Landy, der Adrenalinpegel steigt.

Vertraute Silhouette

Noch hängt der Defender-Fahrer dem Erlebten nach, als wenige Meter weiter eine bekannte und gern gesehene Silhouette seine Aufmerksamkeit erregt. Vor dem Wirtshaus «Löwen» steht ein Landy neuerer Bauart, muss wohl ein Td5-110er sein. Doch beim Näherkommen regen sich Zweifel. Die Frontpartie sieht etwas gequetscht aus für einen Defender, und mit dem Td5-Schriftzug unten links am Kotflügel vor der Fahrertüre stimmt auch etwas nicht. Beim Näherkommen klappt es mit dem Entziffern: da steht «2.8 TD». Der Fahrer stutzt. Ob er wohl wieder einmal eine technische Neu-Entwicklung aus Solihull verschlafen hat? Die Weiterfahrt bringt Klärung. Unter der Nase der Motorhaube prangt eingeprägt der Schriftzug «Santana».

Der Defender steht auf dem Donzhauser Dorfplatz. Der Fahrer ist ausgestiegen und geht mit der stets griffbereiten Kamera die paar Meter zurück zum Löwen mit seinem iberischen Unikum auf dem Parkplatz. Optisch kann der Long-Wheelbase-Station-Wagon aus Spanien seine Land-Rover-Kindheit noch immer nicht verleugnen. Daran ändert auch der Batch des «Jeep-Club Switzerland» am Kühlergrill wenig...

Kopf gegen Herz

«Der Kopfmensch wird den Santana PS 10 kaufen, der Herzmensch entscheidet sich für einen Defender 110», sagte Andreas Laib von der Autoland AG in Wetzikon ZH. Autoland ist seit 1 1/2 Jahren Generalimporteur von Santana, die Firma unterhält gesamtschweizerisch ein Händlernetz. «Die meisten unserer Händler sind Garagisten, die früher eine Landy-Vertretung hatten oder sonst Know-how im Umgang mit Land Rovern haben», so Laib weiter. Das gilt beispielsweise auch für Robert Lüthi von der gleichnamigen Garage in Berg/TG. Von dort stammt übrigens auch der eingangs erwähnte grüne Santana.

1/4 der Teile kommt aus Solihull

Der Santana PS 10 bestehe zu 25 Prozent aus Landy-Teilen, sagte Andreas Laib weiter. Das Getriebe beispielsweise ist das altbekannte LT-85 (5 Gang manuell), auch die Achsen seien mit jenen des Defender identisch.

spanier02.jpg: Die ersten Santana PS-10 seien in der Schweiz im Oktober 2003 ausgeliefert worden, bisher hätten sie rund zwei Dutzend spanische Geländewagen an die Händler weitergegeben (Stand Anfang Mai 2004), so Laib. Ein Santana «Anibal» ist in der Schweiz für rund 35800 Franken zu haben und ist somit rund zehn Prozent günstiger als ein 110er Td5. Andreas Laib: «Beim Basismodell des Santana sind mehr Extras - beispielsweise breitere Reifen - inklusive. Das macht die Preisdifferenz aus.»

Autoland-Chef Laib ist bekennender Landy-Freak. («Ich hoffe, dass der Defender nie aus dem Programm genommen wird und in seiner jetzigen Form erhalten bleibt und weitergebaut wird.»)

«Clevere Strategie der Spanier»

Trotzdem - oder gerade deswegen - kommt er beim Santana ins Schwärmen: «Mit diesem Auto fährt die spanische Firma Santana eine clevere Strategie: sie nutzen das gute Image des Defender, bauen sich aber eine eigene Markenidentität drum herum.» Die Spanier hätten viele Synergien aus ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit Solihull und mit der immer noch andauernden Zusammenarbeit mit Suzuki bestens genutzt.

Nach Ansicht von Autoland-Chef Andreas Laib nimmt der Santana PS-10 die Rolle ein, welche die modernen Defender immer weniger wahrnehmen: er ist ein Arbeitstier und dafür bestens geeignet. Laib beschreibt: «Die Übersicht ist dank der grösseren Windschutzscheibe und der besseren Sitzposition besser. Die Hecktüre ist grösser, wodurch ein Palett ohne Mühe mit einem Gabelstapler reingeschoben werden kann.» Der Grund hierfür liege auch bei der Wahl der Federn: der PS-10 ist nicht schraubgefedert, sondern mit Parabolic-Springs ausgerüstet, wodurch der Radkasten schmaler wurde - dem Palett zuliebe. «Die ersten fünf Prototypen wurden noch mit Schraubfedern gebaut», weiss Andreas Laib.

Die Santana PS-10-Modellpalette soll Anfang November 2004 mit einem Pick-up erweitert werden. Auf Juni 2005 ist die Einführung eines Modells mit kurzem Radstand geplant, ein Automatikgetriebe soll Ende 2005 erhältlich sein. Weitere Infos: www.autoluethi.ch/santana, www.autoland.ch

Benno Gämperle (alle Photos von Benno Gämperle)

Das ist er auf einen Blick, der Santana PS-10 «Anibal»

gä/pd. «Anibal» (zu deutsch: Hannibal) heisst das neueste Produkt der spanischen Firma Santana. Die Werkbezeichnung ist PS-10. Santana wurde 1955 gegründet. Von 1958 bis 1986 fertigte die Firma in Lizenz Land-Rover-Fahrzeuge in ihrem Werk in der Nähe von Madrid. Ab 1986 begann Santana, Suzuki-4x4s für Europa zu produzieren.

Eigenes Modell

Im Jahr 2002 beschlossen die Manager, mit dem PS10 ein eigenes Modell auf den Markt zu bringen, wobei sichtbar Erfahrungen aus den Lizenzproduktionen von Land Rovern und Suzukis mit in die Arbeit einflossen.

Der Santana PS-10 wird als «absolut robust aufgebautes Geländefahrzeug» beschrieben, das auch als Zugfahrzeug für Anhänger bestens geeignet sei. Unter der Haube schnurrt ein 2,8 Liter Iveco-Turbodiesel. Derselbe Motor treibt auch den Iveco-Turbo-Daily an. «Mit 275 Nm haben Sie in allen Lebenslagen immer genügend Leistungsreserven», steht im Pressetext zum PS-10. Die Spitzengeschwindigkeit liege bei über 140 kmh, den Verbrauch gibt das Werk mit rund zehn Litern auf 100 km an. Bei einem Tank von 100 Litern ergäbe das eine Reichweite von 1000 km mit einer Tankfüllung.

Technische Daten:

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